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Alexithymie

 

„Du bist arrogant“, „Du bist unnahbar“, Du merkst auch gar nichts“, „Du bist ein Eisklotz“, Du bist Gefühlskalt“. Mit diese oder ähnlichen  Vorhaltungen sind Menschen mit alexithymen Persönlichkeitsmerkmal häufig konfrontiert. Und in aller Regel können sie damit nichts anfangen, da sie nicht wissen was ihr Gegenüber damit meint.

 

Der Begriff Alexithymie  umschreibt in seiner heute genutzten Definition ein affektiv-kognitives Persönlichkeitsmerkmal. Im Bereich der Affektivität haben Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal "Schwierigkeiten in der Wahrnehmung und der Kommunikation von Gefühlen", d.h. sie haben Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren und sie verbal zu beschreiben.  Sie sind sich dessen, was sie empfinden nicht sicher, sondern sie nehmen diese Empfindungen als  z.B. Magen- und /oder diffuse Bauchschmerzen war; Gefühle, die man z.B. als Angst bezeichnen würden.

 

Im kognitiven Bereich ist dieses Merkmal mit einem "stereotypen, an äusseren Ereignissen orientierten Denkstil" verbunden. Zudem neigen diese Menschen oft zu Phanatsiearmut und weisen eine besonders "konkrete, flache und vereinfachte Sprache auf". Dies macht sich im kognitiven Bereich durch eine gewisse Unfähigkeit "in sich hinein zu hören" bemerkbar. Die Wahrnehmungen anderer Menschen, des „Gegenüber“ ist vage und die individuellen persönlichen Merkmale des Anderen werden nicht erkannt. Dies führt u.a. dazu, dass im Bereich der Belastungsbewältigung und -verarbeitung Defizite auftreten.  In Deutschland weisen ca. 10,8 % (11,1% Männer und 8,9% Frauen) der Menschen dieses Persönlichkeitsmerkmal in unterschiedlichen Ausprägungen auf.

 

In meine Praxis kommen überwiegend Frauen, die entweder selbst oder deren Partner diese Merkmale aufweisen.

Es gibt in Deutschland zur Beurteilung, ob und in welchem Umfang eine Alexithymie vorliegt, ein validiertes Testverfahren, den sog. TSIA, das "Strukturiete Toronto Alexithymie Interview". Dieses Interview liefert gute und verlässliche Informationen für eine gesicherte Diagnose.

Beide benötigen zunächst Aufklärung über dieses spezielle Merkmal, um einfach verstehen zu können, warum die Dinge so empfunden bzw., diese nicht empfunden werden können.

 

Ist erst einmal die Diagnose gestellt, stellt sich anschließend natürlich die Frage nach der "Therapierbarkeit". Alexithymie ist keine Störung die in der ICD 10 bzw. der DSM V als Krankheit klassifiziert wäre. Sie ist ein Persönlichkeitsmerkmal,  allerdings eines, das mit erheblichem Leidensdruck bei den Betroffenen als auch Ihren Angehörigen einhergegen kann. 

 

Das von mir angewandte Behandlungskonzept basiert auf Erkenntnissen, die gegenwärtig den neusten Stand der Wissenschaft wiederspiegeln.  Es handelt sich hierbei um eine multimodale Therapie, die zum Ziel hat, die emotionalen Kompetenzen des Betroffenen zu verbessern. Hierzu wende ich Verfahren an, die an den Universitäten von Bern und Erlangen entwickelt wurden. Der Betroffene lernt seine eigenen Emotionen besser wahrzunehmen, sie zu beschreiben und zu differenzieren. Dies unterstütze ich ggf. durch sog. Ich-stützende Interventionen, wie z.B. selektives Mitteilen von eigenen Emotionen oder durch Angebote, eigene Handlungsoptionen zu integrieren. Flankierend setze ich, wenn es sinnvoll erscheint, sowohl kognitiv-verhaltenstherapeutische als auch meditative und hypnosystemische Verfahren ein.  

 

 

 

 

 

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